Berichte und Erzählungen über Tierschicksale hört und liest man vielerorts. Wir beschränken uns hier auf Geschichten mit gutem Ausgang. Trotzdem können diese Texte für den einen oder anderen Tierfreund ein Belastung darstellen, weil sie an manchen Stellen sehr gefühlsbetont geschrieben sind. Zart besaitete Menschen sollten evtl. darauf verzichten.

Enyas Geschichte ist so eine …

Hallo, ich bin die kleine Enya, eine schwarze Mischlingshündin und 10 Jahre alt.

An meine Kindheit kann ich mich nicht mehr so gut erinnern, ich weiß nur noch, dass ich immer wieder bei anderen Leuten war. Mal musste ich mit der einen mit, dann wieder mit jemand anderem. Ich war aber immer sehr artig und wünschte mir so sehr, dass mich jemand lieb hat.

Zuletzt nahm mich ein Mann mit. Mein neues Herrchen war anfangs sehr lieb zu mir, ich war glücklich. Doch mit der Zeit kümmerte er sich immer weniger um mich und irgendwann überhaupt nicht mehr. Ich war ständig allein in den winzigen 2 Zimmern und wenn er nachts heim kam, fiel er nur noch in sein Bett und das ganze Zimmer roch nach Alkohol.

Früher habe ich geweint, wenn ich mal raus musste, doch niemand hörte mich. Meine Blase tat weh und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus und musste meine Geschäftchen in der Wohnung verrichten. Mein Herrchen schimpfte oft und es tat mir auch soooo leid, doch ich konnte einfach nicht mehr anhalten.

Mein Schlafkörbchen war so eine kleine Apfelkiste vom Aldi, dort lag ich immer und wartete, dass er heim kam. Manchmal bekam ich was zu fressen, manchmal nicht. Oft hatte ich großen Durst, doch das kleine schmutzige Kochtöpfchen war leer.

Überhaupt war alles sehr, sehr schmutzig, denn mein Herrchen hat nie sauber gemacht und eines Tages begann meine Haut so ganz arg zu jucken. Ich fiepste und jammerte und biss in mein Fell, doch das Jucken wurde noch unerträglicher. Dann fingen meine Ohren an weh zu tun, sie juckten und brannten – ich kratzte bis es blutete.

Da mein Herrchen schon lange nicht mehr mit mir Gassi ging, wurden meine Krallen immer länger, ich konnte kaum noch laufen, alles tat weh. Vor allem mein rechter Hinterfuß bereitete höllische Schmerzen, oft habe ich es Herrchen gezeigt, doch er sah es nicht oder wollte es nicht sehen.

Weil sich unsere kleine Wohnung direkt unterm Dach befand, war es dort im Sommer sehr heiß und im Winter bitterkalt und mein Herrchen heizte nicht. Eines Tages musste ich laufend bullern und es tat furchtbar weh, es wurde immer schlimmer, ich bekam auch Fieber – doch niemand bemerkte es.

So lag ich dort in meiner kleinen Obstkiste, frierend, durstig und am ganzen Körper Jucken und Schmerzen und wartete. Der Wellensittich über mir, in seinem winzigen, schmutzigen Käfig, hatte auch schon lange aufgehört zu singen. Die einzige Abwechslung war die laute Musik von gegenüber und manchmal hörte ich Schreie und lautes Poltern direkt vor unserer Tür. Aber ich hatte keine Lust mehr zu bellen, denn mich hörte ja sowieso keiner.

Im Laufe der Jahre habe ich aufgehört zu träumen, hier lag ich und hier würde ich irgendwann sterben.

Eines Tages kam mein Herrchen überhaupt nicht nach Hause und am nächsten Tag auch nicht – ich wartete.

Am 3.Tag ging die Tür auf und 2 Frauen kamen herein. Ich sprang auf und lief freudig auf sie zu. Die eine Frau stand in der Tür, mit dem Schlüssel in der Hand und sagte gar nichts und die andere sah sich kurz um, nahm mich auf den Arm, mit der andern Hand packte sie den Wellensittichkäfig und ging ganz schnell mit uns runter. Sie setzte mich in ein Auto, ich hatte große Angst, denn ich kannte keine Autos von innen.

Wir fuhren zu der Frau. Sie war sehr lieb zu mir, obwohl ich in ihr Büro bullerte, streichelte mich und fingerte überall an mir herum. Sie schaute in meine Ohren, zupfte und kämmte an meinem Fell, untersuchte meine Füße und sagte immer zu mir: „Ach, du armes Ding……ach, Du meine Güte“

Das hat mir gefallen und ich habe gleich mal ihre Hände abgeleckt. Tja, was soll ich sagen, sie hat mich ganz schön malträtiert, erst mehrmals gebadet, gefönt, meine Krallen geschnitten, mir lauter komische Sachen eingegeben, in meinen Nacken hat sie auch irgend etwas gemacht und zu guter letzt bekam ich auch noch 2 Piekser und als Krönung zog sie mir ein Windelhöschen an. Das war alles sehr anstrengend für mich und ich war vollkommen durcheinander, wusste nicht ob ich mich freuen oder traurig sein sollte.

Das einzig wirklich Schöne in dieser Nacht war das Abendbrot. Hm, das war lecker, ich hatte schon lange nicht mehr so gut gefressen. Dann hat sie mir ein Bettchen auf der Couch bereitet und mich mit einer Kuscheldecke zugedeckt und ich war allein.

Da lag ich im Dunkeln und habe die ganze Zeit nachgedacht – was war passiert? Wo war mein Herrchen? Würde ich hier bleiben? Sie war ja eigentlich ganz nett, wenn sie nur nicht so an mir herum fummeln würde, irgendwann schlief ich erschöpft ein.

Am nächsten Morgen kam sie wieder, brachte ein neues, blaues Halsband und eine Leine mit und wir gingen GASSI. Das war schön. Allerdings schaute sie nicht schlecht, als ich mich alle 4-5m hinsetzen und bullern musste. Danach gab es Frühstück und dann fuhren wir wieder Auto, zu einem Doktor. Ach, ich könnte Euch jetzt noch so viel erzählen, doch Kirsten sagt wir müssen uns kurz fassen, sonst reicht der Platz hier nicht aus. Also werde ich mal alles in Kurzform erzählen.

Dieser Tierarztbesuch war der erste von sehr vielen, mir wurden meine eingewachsenen Krallen heraus operiert, Hautgeschabsel entnommen wegen meiner schlimmen Haut, Blut und Urin untersucht wegen der ständigen Bullerei, meine Ohrgeschwüre behandelt usw. Lange, lange Zeit wurde ich behandelt, jeden Tag und alles wurde besser, bis auf meine Blase, ich habe immerzu Blut gebullert.

Bei einem Ultraschall wurde dann festgestellt, dass meine Blasenwand extrem verdickt sei, wahrscheinlich durch die jahrelange, unbehandelte Entzündung und nur noch ganz wenig Urin in meiner kleinen Blase Platz fand. Das Schlimme daran war, dass niemand genau sagen konnte, ob es ein Tumor war oder nicht und die einzige Möglichkeit heraus zu finden, ob es gut- oder bösartig war, wäre eine große OP gewesen. Doch das hat Kirsten nicht machen lassen, da es keine Behandlungsmöglichkeit gegeben hätte.

Aus diesem Grunde wollte mich auch niemand haben (meine Herrchen hatte mich ja abgegeben), alle Vermittlungsversuche sind fehlgeschlagen. Naja, was soll ich sagen, obwohl Kirsten und Ibrahim schon 5 Hunde hatten und kein Tier mehr aufnehmen wollten und konnten, habe ich mich in ihr Herz geschlichen. Nach einer endlosen Zitterpartie, hatte ich es irgendwann geschafft – ich gehörte mit dazu. *freu*

Heute bin ich eine zwar kleine, aber sehr selbstbewusste Hündin, meine beste Freundin ist Kimba, ein großer, türkischer Straßenhund, meine Blase ist schon viel besser geworden (brauche nur nachts noch eine Windel) und ich fühle mich hier sauwohl. Ich bin sooo froh, dass ich nun endlich ein schönes Zuhause gefunden habe, auch wenn es 10 Jahre gedauert hat, wo man mich liebt und ich ein richtiger Hund sein darf. Inzwischen bin ich konditionell sogar so fit, dass ich mit meinen beiden großen Hundefreundinnen und Herrchen joggen gehe, trotz meiner verdammt kurzen Beine.

Ach so, mein damals einziger Freund, der Wellensittich hat auch ein Zuhause hier gefunden. Sie heißt jetzt Sunny, ist wieder einigermaßen gesund, lebt in einer großen Voliere, hat einen lieben Partner bekommen und hat sogar wieder ein bisschen fliegen gelernt, obwohl sie 8 Jahre in einem winzigen Knast saß und sich nicht mal umdrehen konnte.

So Ihr lieben Menschen, das war meine Geschichte in Kurzfassung, ich hoffe Ihr könnt Euch ein wenig mit mir freuen, dass alles ein so gutes Ende gefunden hat.

Eure Enya